Woher stammt die Merinowolle?
Das Merinoschaf, von dem die Wolle für das Garn gewonnen wird, stammt ursprünglich aus Nordamerika und war schon im Mittelalter dank seiner feinen Wolle sehr begehrt. Im 15 Jahrhundert gelangte das Schaf nach Spanien und war dort für eine lange Zeit den Wohlhabenden vorbehalten, da die Wolle schon damals eine sehr gefragte Handelsware war.
Erst gegen 1800 kamen die ersten Merinoschafe nach Deutschland und anschließend auch in andere Länder wie Australien, Neuseeland, Südamerika und Südafrika, wo bis heute die größten Wollproduktionsstätten der Welt liegen. Merinowolle macht etwa 40% des Jahreswollumsatz aus, davon stammen rund 90% von australischen Merinoschafen.
Durch die Wetterumschwünge in ihrer Heimat sind Merinoschafe sehr robust und anpassungsfähig. Sie sind weidefähig und super gut zu Fuß unterwegs.
Die Merinowolle von Pro Lana und Woolly Hugs stammt aus Gründen des Tierschutzes nicht aus Australien, da dort häufig das Mulesing-Verfahren auftritt. Wir beziehen unser Garn überwiegend aus Südamerika und Südafrika, dort wird diese Technik nicht angewendet.
Beim Mulesing-Verfahren wird den Schafen ohne Betäubung ein Stück Haut rund um den Schwanz abgeschnitten. Durch diese Technik entsteht eine glatte Hautfläche, auf der Fliegen keinen Nistplatz für ihre Eier finden können.
Was macht Merinowolle so besonders?
Ihre Trageeigenschaft
Grundsätzlich hat Merinowolle von Natur aus eine perfekte Eigenschaft: Im Winter hält sie warm und im Sommer liegt sie kühlend auf der Haut. Doch warum ist das so?
Durch die wellenartige Struktur der Merinowolle liegen die einzelnen Fasern sehr locker aufeinander. Dadurch entstehen kleine Luftkammern, in denen die Körperwärme eingeschlossen und gespeichert wird. Dank der Kräuselung der Merinofaser hat das Kleidungsstück nur einen geringen Kontakt zur Haut, was zu einem Luftpolster führt, das die Wärme am Körper hält. Somit wirkt das Kleidungsstück isolierend nach außen.
Ein Perfekter Vergleich für diesen Effekt sind Fenster mit einem Doppelglas.
Zwischen den beiden Scheiben liegt Luft, die Isolierend wirkt. Egal ob es die Winterkälte oder die Sommerhitze ist. Und genauso ist es bei der Merinowolle. Sie wärmt zwar nicht von alleine, verhindert aber, dass die Körperwärme nach außen entflieht und hält sie dort wo wir sie benötigen.
Zusätzlich ist sie dank der extrem dünnen Faser, super weich und kratzfrei, da die Merinowolle lediglich eine Mikronstärke von 16,5 bis 24 Mikron hat. Zum Vergleich: Ein Menschenhaar hat einen Durchmesser von etwa 30 Mikron.
Mikron
Wie bereits erwähnt, wird die Qualität der Faser anhand der Mikron gemessen. Je niedriger der Wert ist, desto besser ist die Qualität und umso teurer wird die Faser. Dabei unterscheiden sich die Einheiten um ein Tausendstel:
Mikron-Merinowolle
Extrafine: Weniger als 14,6 mic.
Ultrafine: 14,6 – 16,5 mic.
Superfine: 15,6 – 18,5 mic.
Fine: 18,6 – 20,5 mic.
Warum kühlt die Merinowolle bei Wärme?
Bei intensiver Körperbewegung oder höheren Temperaturen aktiviert unser menschlicher Körper seine eigene Klimaanlage. Durch den Ausstoß von Schweiß kühlt der Körper ab, um eine konstante Temperatur zu halten.
Merinowolle kann den kühlenden Effekt ideal unterstützen. Denn die Luftkammern isolieren nicht nur gegen die Kälte, sondern auch gegen Wärme.
Eine weitere besondere Eigenschaft ist, dass Merinowolle bei der Aufnahme von Feuchtigkeit Wärme erzeugt. Bei diesem Prozess entsteht eine sogenannte Absorptionswärme, bei dem die Faser mit dem Wasser kollidiert und Energie freisetzt. Kunstfasern dagegen können keine Feuchtigkeit in ihrer Faser speichern. Dadurch findet ein Wärmeaustausch nach außen statt. Dies funktioniert nur solange, bis alle Wassermoleküle gesättigt sind. Man sollte also darauf achten, dass das Kleidungsstück aus Merinowolle vor dem Tragen komplett trocken ist.
Schützt Wolle vor UV-Strahlung?
Gerade Australien ist durch ein Loch in der Ozonschicht besonders stark von der schädlichen UV-Strahlung betroffen. Dennoch hat man noch nie gehört, dass Schafe einen Sonnenbrand haben. Dies ist natürlich dem dicken Wollkleid zu verdanken, welches einen Teil der Strahlung aufnimmt und die Haut der Schafe schützt.
Um das zu verstehen, muss man wissen, dass der Schutz der Wolle (UPF = Ultraviolet Protection Factor – Lichtschutzfaktor) ähnlich wie der SPF (Sun Protection Factor), den man von der Sonnencreme kennt, funktioniert.
Ein Beispiel dafür: Ein Kleidungsstück mit UPF 10 (was etwa einem weißen T-Shirt aus Baumwolle entspricht) lässt ca. 10% der UV-Strahlung bis zur Haut durch.
Auch Faktoren wie die Farbe der Kleidung haben einen Einfluss auf den UPF. Dunkle Kleidungsstücke schützen besser als Helle.
Die Passform und der Zustand spielen ebenfalls eine große Rolle. Ist das Shirt nass, reduziert sich der UPF Schutz erheblich.
Ist Merinowolle pflegeleicht?
Im Vergleich zur normalen Wolle ist Merinowolle um ein vielfaches pflegeleichter und einfach zu Waschen.
Bei einem normalen Wollwaschgang sollte die Temperatur dennoch nicht höher als 40°C sein. Verwenden Sie bitte ph-neutrales Wollwaschmittel, um Verfilzungen der Wolle zu vermeiden.
Grundsätzlich kann Merinowolle mit anderen Wollkleidern zusammen gewaschen werden. Es ist aber darauf zu achten, dass dunkle und helle Wolle nicht miteinander gewaschen werden sollte, um eine Verfärbung zu vermeiden.
Wie trocknet man Merinowolle am besten?
Merinowolle gehört nicht in den Trockner!
Wir empfehlen sanftes Schleudern bei geringer Temperatur, soweit es das Pflegeetikett erlaubt.
Nachdem Schleudern das Kleidungsstück sanft ausdrücken und auf die Wäscheleine hängen. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung. Das macht Wolle generell hart und kratzig.
Merinowolle muss grundsätzlich nicht gebügelt werden. Falls doch, schalten Sie Ihr Bügeleisen auf die niedrigste Temperatur und drehen Sie das Kleidungsstück auf Links.
Ist Merinowolle Geruchsneutral?
Die geruchsneutrale Eigenschaft der Merinowolle ist der Struktur der Wollfaser zu verdanken. Sie besitzt eine schuppige Oberfläche, was an Dachziegel erinnert. Durch diese Struktur haben Bakterien eine geringere Chance, sich in die Faser einzunisten, und somit entstehen auch keine unangenehmen Gerüche.
Ein weiterer besondere Effekt ist die sogenannte Selbstreinigungsfunktion der Merinowolle. Durch das Faserprotein der Wolle werden geruchsverursachende Bakterien auf der Haut abgebaut. Aus diesem Grund muss Bekleidung aus Wolle nicht so häufig gewaschen werden.
Was ist Pilling und wie verhindert man es?
Bei der Herstellung der fertigen Merinowolle fügen sich kurze und lange Wollfäden zusammen. Die kurzen Wollfäden können mit der Zeit an die Oberfläche gelangen und beim Waschen schlussendlichen verfilzen (das sogenannte Pilling).
Auch wenn Pilling optisch nicht besonders schön ist, so ist die Knötchenbildung nicht schlimm. Die Eigenschaft und Funktion der Wolle wird dadurch nicht beeinflusst.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Pilling. Einmal das „All-Over-Pilling“, bei dem es sich um das komplette Kleidungsstück handelt und sich meistens auf Qualität und Pflege bezieht. Und dann das partielle Pilling, das durch Reibung an Rucksäcken oder Autogurten entsteht.
Wie kann man dem Fusseln vorbeugen?
Die richtige Pflege von Merinobekleidung ist am wichtigsten, um das Pilling zu vermeiden. Wie schon erwähnt, muss Merinowolle selten gewaschen werden. Durch die Selbstreinigungsfunktion reicht es aus, das Kleidungsstück an die frische Luft zu hängen.
Sollten Sie das Kleidungsstück doch mal waschen, legen Sie ein raueres Kleidungsstück mit dazu (z.B. eine Jeanshose). Die Oberfläche der Hose rubbelt die kleinen Fasern der Wolle ab, bevor sie verfilzen können.
Achten Sie darauf, dass bei der Wäsche der Reißverschluss geschlossen ist, um Löcher zu vermeiden.
5 Tipps, um Pilling zu entfernen:
1. Entfernen mit der Hand
Fusseln mit der Hand zu entfernen ist eine sehr effektive Möglichkeit, das Pilling zu entfernen. Man sollte aber beim Abzupfen darauf achten, dass man nicht das Garn beschädigt. Sollte das Pilling schon sehr fortgeschritten sein, so ist diese Technik äußerst mühsam und zeitaufwendig.
2. Fusselrasierer
Die wohl beste und einfachste Methode ist ein elektrischer Fuselrasierer, der günstig im Fachgeschäft zu kaufen ist. Mit diesem Gerät lassen sich selbst die kleinsten Fusseln einfach und schnell entfernen. Dabei werden die bestehenden Knötchen mit einem Messer „abrasiert“.
3. Fusselroller
Selbst mit einem klassischen Fusselroller lassen sich kleine Pilling-Knötchen entfernen. Sind die Knötchen jedoch fest am Kleidungsstück, muss das Pilling mit der Hand oder mit einem Fusselrasierer entfernt werden.
4. Klebeband
Sollten Sie keinen Fusselroller zur Hand haben, reicht ein einfaches Klebeband auch aus. Legen Sie es auf die fusselige Stelle und ziehen Sie es ruckartig ab. Dies funktioniert jedoch ebenfalls nur bei leichtem Pilling.
5. Schere
Die letzte Variante ist das Entfernen mit einer normalen Schere. Für gewissen Bereiche eignet sich die Schere hervorragend. Im Randbereich einer Wollmütze lässt sich das Pilling mit einer Schere am einfachsten entfernen. Achten Sie beim Abschneiden darauf, nicht das Kleidungsstück zu beschädigen.
Wie Nachhaltig ist die Wolle?
Merinowolle ist nachhaltig und ist von Natur aus 100% ökologisch! Alles, was das Schaf benötigt, ist Luft, Wasser, Sonne und frisches Gras. Würde man die Wolle kompostieren, würde sie ca. nach 3 Monaten unter der Erde verschwinden.
Die perfekte Lebensbedingung für ein Schaf ist ein natürlicher Lebensraum mit genügend Futter. Nur glückliche und gesunde Schafe liefern auch die hochwertigste Wollqualität.
Dennoch verlieren Sie ihr Wollkleid nicht von alleine. Der Schurprozess ist reine Handarbeit und für die Tiere völlig schmerzfrei. Sie müssen zuchtbedingt mindestens einmal im Jahr geschoren werden, ansonsten sind die Schafe nicht überlebensfähig. Die überschüssige Wolllast beeinträchtigt ihr Sichtfeld, sodass sie nicht mehr fähig sind, richtig zu sehen und ihre Nahrung aufzunehmen.
So ging es dem verwilderten Schaf „Baarack” aus Australien, das über mehrere Jahre rund 35 Kilo Wolle mit sich herumschleppte (normalerweise geben Merinoschafe zwischen 2 und 4 Kilo Wolle pro Jahr). Als das Tier gefunden wurde, war es bereits sehr untergewichtig und konnte kaum noch sehen und fressen. „Baarack” wurde von der schweren Last befreit und kann heute wieder normal leben.
Qualität hat ihren Preis
Wer gerne und viel Merinowolle verstrickt, wird bereits gemerkt haben, dass dieses Garn nicht gerade günstig ist. Doch warum ist das so?
Das liegt zu einem daran, dass es weltweit weniger Merinoschafe als normale Schafe gibt und somit die Verfügbarkeit der beliebten Wolle um einiges geringer ist.
Außerdem wird für Kleidungsstücke wie Pullover, Schals oder auch Socken doppelt so viel Merinowolle benötigt. Deshalb ist nicht nur das Garn, sondern auch die Kleidungsstücke aus Merinowolle ziemlich teuer.
Materialkosten für selbstgestrickte Merinoprodukte |
Merinopullover | Ca. 75€ |
Merinomütze | Ca. 35€ |
Merinoschal | Ca. 35€ |
Fazit
Merinowolle ist ohnehin eines der beliebtesten Handstrickgarne. Doch nicht nur zum Stricken wird Sie benutzt. Dank ihrer perfekten Eigenschaften wird Merinowolle auch im Outdoorbereich für Funktionsunterwäsche und Midlayer eingesetzt.
Dennoch ist es sehr wichtig, darauf zu achten, aus welchem Land die Wolle stammt. Wie oben im Text beschrieben, hat Qualität ihren Preis. Günstige Merinowolle wird meistens nicht nachhaltig und tierschutzgerecht hergestellt. Beim Kauf von Kleidungsstücken oder Handstrickgarnen sollten Sie immer nachfragen, zu welchen Bedingungen die Wolle hergestellt wurde.
Kathrin Parlatan schreibt…
Warum Merino auf die Nadel? Ganz einfach… all jene Eigenschaften, die den Tragekomfort einer Merinowolle ausmachen, gelten auch für das Verarbeiten der Wolle. Sie ist unglaublich weich, atmungsaktiv, geruchsneutral und vielseitig einsetzbar. Es gibt kaum ein Projekt, welches mit Merinowolle nicht umzusetzen ist, ob nun schöne Pullover, Schals, Mützen und Handschuhe, oder auch Funktionskleidung wie Unterwäsche und Outdoorkleidung – mit Merino keine Herausforderung! Selbst Filzen ist kein Thema, sofern die verwendete Wolle als „filzfrei” gelabelt ist